Dem Himmel ganz nah – Christi Himmelfahrt

Im Bild der Marienkapelle ist unter den fünfzig Personen ein junger Mann mit langem Haar und nacktem Oberkörper sichtbar. Er kniet in einer Gebetshaltung mit ausgebreiteten Händen. Man sagt er sei ein Hippie, ein Aussteiger. Das sind Menschen mit unkonven- tionellen Ansichten, die in ihrer eigenen Welt leben. Als ich vergangenes Jahr in Kopenhagen Halt machte, besuchte ich auch die Freistadt Christiania, eine Siedlung auf dem Gebiet ehemaliger Kasernen und einem Teil der Kopenhagener Stadtbefestigung. Nachdem das Militär das Gebiet verlassen hatte, wurden 1971 die Zäune von Einwohnern der umliegenden Stadtteile eingerissen und der Bereich teilweise als Spielplatz für ihre Kinder übernommen. Die Übernahme des Gebietes wurde als Protest gegen die Regierung gesehen, da damals wie heute in Kopenhagen ein Mangel an bezahlbaren Wohnungen und Wohnraum bestand. Nach und nach entstand die Freistadt Christiania und der Geist von Christiania entwickelte sich in Richtung Hippiebewegung. Leute mit Unternehmergeist und Drogenabhängige wohnen dort zusammen. Die Gemeinschaft von Christiania will eine Gemeinschaft sein, in der alle für das Wohlergehen der gesamten Gemeinschaft und für sich selbst verantwortlich sind. Die Gemeinschaft soll ökonomisch selbsttra- gend sein, und – so steht es in ihrem Leitbild – «als solche ist es unser Bestreben, unerschütterlich in unserer Überzeugung zu sein, dass psychische und physische Armut verhindert werden kann». Natürlich darf man nicht verschweigen, dass mit den Drogen auch Probleme in Christiania Einzug hielten. Dennoch, es gefällt mir, dass sich in Christiania Menschen zusammengefunden haben, welche die gängige Gesellschaftsordnung auf den Kopf stellen, die Neues denken und umsetzen. So holen sie sich ein Stück Himmel auf Erden. Denn «Himmel» ist dort, wo ich wirklich zuhause bin, Gemeinschaft erlebe, glück- lich bin. Dort wo ich Liebende und Geliebte bin und die Welt manchmal Kopf steht. Oder wie Jesus sagt: Die Ersten werden dort die Letzten sein (Mt 19,30).

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