Mitten im Geschehen – Pfingsten

Einmal sass ich in Rom in einer kleinen Taverne zusammen mit einer Freundin. Da kamen zwei mir bekannte Kirchenmänner durch die Tür und setzten sich an den Tisch neben uns. Bald waren wir in an- regendem Gespräch vertieft. Ich stand vor der Entscheidung für einen Stellenwechsel und äusserte zögerlich meine Bedenken, ob ich diese wichtige Aufgabe wohl gut erfüllen würde. Da sagte einer der Männer: Gott gibt einem nur die Aufgaben, die man auch erfüllen kann. Diese Szene ist nun schon viele Jahre her und ich habe oft über diesen Satz nachgedacht. Im Rückblick darf ich ihm zustimmen. Pfingsten ist mir seit jeher das liebste von allen Hochfesten. Weihnachten berührt mich anders: Da liegt das Menschenbündel im Stroh. Ich werde daran erinnert, dass Gott ganz klein zur Welt kommt. Ostern ist fulminant! Das Unerwartete, nie Dagewesene geschieht. Einer besiegt den Tod und Menschen erschrecken, zweifeln, brauchen Zeit zu verstehen und zu glauben. Aber Pfingsten: da stehe ich – als Gläubige – mittendrin im Geschehen. Pfingsten ereignet sich an mir. Aus diesem Geschehen komme ich nicht mehr raus. Da werde ich ganz persönlich mit dem Geist Gottes neu gestärkt. Das berührt mich jedes Jahr aufs Neue. Ich spüre in meiner Gottesbeziehung Dynamik und «frischen Wind» – wie wenn ich am Morgen meine Wohnung einmal kräftig durchlüfte. Das Apsisbild der Marienkapelle verstärkt dieses Gefühl noch mehr. So viele verschiedene Menschen und alle «aus-gerüstet» mit dem Geist Gottes, Talenten und Gaben. Kein Wunder hält Maria das Buch mit dem Text: Magnificat anima mea Dominum – Meine Seele preist die Grösse des Herrn. Und denken Sie, wenn die Menschen ihre Talente alle für das Gute in der Welt einsetzen würden … wie sähe unsere Welt dann aus. Ein neuer Himmel und eine neue Erde wären möglich. Alexej Nawalny sagte einmal: «Alles, was das Böse braucht, um zu triumphieren, ist die Untätigkeit der guten Menschen». Bleiben wir nicht untätig für das Gute in der Welt. Gottes Geist gibt uns die Kraft dazu.

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